Hochschule der Künste Bern / HKB
Können Maschinen kreativ sein?
17. – 18. September 2020, jeweils 10h00 – 17h00
Sprache: Deutsch (mit z.T. Französisch und Englisch)
MA Contemporary Arts Practice
Hochschule der Künste Bern
Schwabstrasse 10, Multifunktionsraum 110
3018 Bern
––> Anmeldefrist: 21. Juni 2020 via cap@hkb.bfh.ch
Können Maschinen kreativ sein?
Eine praktische Einführung in Machine Learning/ein Verwirrspiel in ästhetischer Theorie mit Roland Fischer und Gästen
Künstliche Intelligenz ist nicht einfach eine umwälzende neue Technologie, es ist ein philosophischer (Zerr)Spiegel. Und so führt die Frage des Titels auf direktem Weg zurück zur (menschlichen) künstlerischen Praxis: Wie wird diese erlernt, innerhalb welcher Referenzsysteme vollzieht sie sich, wer hat die Deutungshoheit über gelungene und gescheiterte Kreativität? Und könnte es tatsächlich sein, dass die Kreativität die letzte Bastion ist, auf die sich die Menschen zurückziehen können, wenn Maschinen immer mehr menschliche Domänen erobern: Konversationsfähigkeit, Rechtsverständnis, wissenschaftlich-logisches Denken, letztlich sogar Empathie (aka emotion recognition)? Darauf deuten jedenfalls jüngste Meilensteine aus dem Feld der Gaming-KI hin. Als die Google-KI AlphaGo einen Grossmeister des asiatischen Brettspiels Go schlug - was noch vor ein paar Jahren als schier unlösbare KI-Aufgabe galt -, schwärmten Experten bald von den verblüffenden und wunderschönen Strategie-Varianten, die AlphaGo gefunden und von denen kein Mensch je geträumt hatte. Hatte der Machine-Learning-Algorithmus beim Lernen seine Kreativität entdeckt?
Der zweitägige Workshop verschränkt insofern zweierlei Zugänge zur Thematik:
Präsentation verschiedener 'kreativer'/schöpferischer KI-Modelle und praktische Auseinandersetzung mit der Technologie: ausgesuchte Methoden maschinellen Lernens (Supervised vs. Reinforcement Learning) können ausprobiert werden, inklusive der Möglichkeit, eigene Modelle zu trainieren und Unterschiede zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen zu diskutieren (wie geht die Maschine mit Text, Bild, Musik um).
Reflektion der eigenen künstlerischen Praxis und des Referenzrahmens, durch den sie Stabilität gewinnt: Wie weiss der Künstler, dass er gute Kunst macht? Wie wird er ein immer besserer Künstler? Welche Rolle spielt das Scheitern dabei, die Unmöglichkeit der Perfektion? Würde sich ein solches Wissen oder eine solche emanzipatorische Praxis in ein maschinelles System übersetzen lassen? Oder stellen Kreativität bzw. künstlerische Autonomie letztlich 'unlernbare' Materie dar?
Bio: Roland Fischer ist freier Wissenschaftsjournalist und verbindet als Kurator in diversen Formaten Technologie, Wissenschaft und Kunst.
Zürcher Hochschule der Künste / ZHdK
Master-Symposium: Speculative Futures: Are We Burning Our Pa
Time: 09:00 - 20:00 o'clock
CW 43: 20 / 21 October
Deadline enrollment: 21 September 2020
Zürcher Hochschule der Künste
Pfingstweidstrasse 96
Postfach
8031 Zürich
Master-Symposium: Speculative Futures: Are We Burning Our Past
The persistent discourse of catastrophe and crisis modes has prompted the ever-more frequent emergence of new (ethno-)futurisms, which confront the impasse of our time with radical technological and political scenarios of the future. The Master’s symposium, “Speculative Futures: Are We Burning Our Past?” asks whether there has been an overall rethinking of “time” or “the future” and a departure from the conventional linear chronology of past, present, and future.
“Speculative Futures” focuses on a concept beginning with the future for the sake of a “better present”, in contrast to scenarios that seek a “better future” from the perspective of the present. This goes hand-in-hand with the question of how artists reflect on, prefigure, and/or invoke sociocultural implications and transformations. However, this future-centrism does not mean losing sight of important political and cultural questions relating to the past, as seen in postcolonial discourse. In fact, these questions attain new relevance under the auspices of current debates. Climate change, for example, poses a threat not only to future generations: we are burning our past while we destroy our future. Who pays the toll for climate change? To what extent does it affect different people differently, based on their national and cultural contexts? What natural heritage are we obliterating?
Over the course of the Masters symposium, lectures and workshops with and by artists, curators and theorists will discuss these questions. In three sections, the symposium will interrogate “counter-futures” and “present futures”. What artistic and technological possibilities can be harnessed to that end? Who sets the narrative? How can future scenarios be imagined away from hegemonic subjectivities? What is the relationship between democracy and time?
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Auf den permanenten Krisendiskurs und Krisenmodus reagieren immer öfter neue (Ethno-)Futurismen, die dem gegenwärtigen Stillstand mit radikalen technologischen und politischen Zukunftsszenarien begegnen. Das Master-Symposium «Speculative Futures – Are we burning our past?» stellt die Frage, ob damit auch ein generelles Umdenken über «Zeit» bzw. «Zukunft» stattgefunden hat, nachdem die altbekannte lineare Chronologie von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verabschiedet wurde.
Speculative Futures fokussiert auf ein Denken aus der Zukunft für eine «bessere Gegenwart», im Unterschied zu Zukunftsszenarien für eine «bessere Zukunft». Dies geht mit der Frage einher, wie KünstlerInnen soziokulturelle Implikationen und Transformationen reflektieren und (vor-)evozieren. Dieser Fokus auf die Zukunft bedeutet aber keinesfalls, das wichtige politische und kulturelle Fragen die Vergangenheit betreffend – wie sie im postkolonialen Diskurs geführt wurden – aus dem Blick geraten. Vielmehr bekommen sie unter den Auspizien aktueller Diskussionen neue Relevanz. So stellt zum Beispiel der Klimawandel nicht nur eine Bedrohung für die Zukunftsgenerationen dar, sondern wir verbrennen unsere Vergangenheit und zerstören unsere Zukunft. Wer ist vom Klimawandel betroffen und im welchem Ausmaß trifft es die unterschiedlichen Personen abhängig von ihrem nationalen und kulturellen Kontext? Und welches Naturerbe zerstören wir?
Diese Fragen werden im Rahmen des Master-Symposiums in Vorträgen und Workshops mit KünstlerInnen, KuratorInnen und TheoretikerInnen diskutiert. In drei Sektionen soll die Frage nach «Gegen(warts)zukünften» gestellt werden. Welche künstlerischen und technologischen Potentiale können hierfür ausgeschöpft werden? Wer erzählt bzw. wie lassen sich Zukunftsszenarien fernab von hegemonialen Subjektvorstellungen denken? Was ist die Beziehung von Demokratie und Zeit?
Informationen zu den Lehrpersonen | About the teachers:
Marie-France Rafael, born in Munich in 1984, holds a Ph.D. in Art History. She studied Art History and Film Studies in Berlin and Paris. From 2011 to 2015 she was a research associate at the Free University of Berlin and until 2019 at the Muthesius University Kiel, Department of Spatial Strategies/Curatorial Spaces. Her monograph, Reisen ins Imaginativ. Künstlerische Displays und Situationen (Cologne: Walther König, 2017), was recently published. Other publications include Ari Benjamin Meyers. Music on Display (Cologne: Walther König, 2016), and Pierre Huyghe. On Site (Cologne: Walther König, 2013).